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18.-20.6.21 Richtungswechsel

wo führt uns unser Weg hin? An dem Wochenende habe ich zum ersten mal wieder mich einigermaßen normal gefühlt. Obwohl ich etwas mehr Schwierigkeiten habe mit mir und meinen Gedanken, wenn ich zu oft nachdenke, merke ich, dass das Leben langsam wieder zurück kommt. Ich hoffe das bleibt so. Am Freitag war meine Frau und ich zum ersten mal seit langem wieder in Ludwigsburg essen bei schönem Wetter und nettem Personal, dass ebenfalls wieder dankbar war arbeiten zu dürfen. Ich hatte immer das Glück arbeiten zu dürfen. Ohne Einschränkung die letzten 15 Monate. Menschen, die sich wieder freuten andere zu bedienen. Am 19.06. hat auch noch Deutschland gegen Portugal 4:2 bei der Europameisterschaft gewonnen. Heute am 20.06. machten wir eine Cabrioausfahrt. Irgendwann kamen wir dann in Bretten raus. Die Melanchtonstadt Bretten. Philipp Schwarzerdt 16.2.1497 in Bretten geboren(Melan-chton ist griechisch und bedeutet schwarze Erde), war Reformator, Humanist und engster Mitarbeiter von Martin Luther. Auch er ist viel gereist und hat mit Luther an der Bibel geschrieben. Das wusste ich bis heute nicht. Bretten ist mit dem Fahrrad in 2h zu erreichen. Warum haben unsere Lehrer uns nicht den Zusammenhang unserer Geschichte erklärt? Nicht nur einfach was erklären, sondern auch zeigen hilft beim lernen. Ich habe es zwar in der Schule gelernt, doch durch reisen und erlebtes wird es erst verständlich.

Ich hoffe, dass nun die wiedergewonnene Freiheit, wenn auch mit app-controlling, bleibt. Nun kann man denken, ich lass mich nicht von einer app diktieren. Ja dann hast du recht, wenn du das denkst. Ich denke, dass soll jeder für sich entscheiden. Genauso, wie jeder entscheiden muss wie er mit Epilepsie leben will. Ich für meinen Teil bin oft sehr zerrissen. Weil ich schon ganz anders, viel schneller und getakteter gelebt habe ohne Anfälle zu bekommen. Heute lebe ich all zu oft mit der Krankheit und bin nicht mehr so flexibel und das belastet mich. Darum benötige ich wenigstens die Freiheit raus zu gehen, zu essen, trinken, feiern wo ich will und mit wem ich will. Das geht nun wieder so, dass ich damit leben kann. Ich bin kein Querdenker, nein ich möchte als Mensch interagieren und das wurde mir fast 15 Monate eingeschränkt. Viel schlimmer trifft es unsere Jugend.

Onlinekonferenzen, Onlinetermine, sozial Media etc. pp ist nicht meine Welt. Meine Welt ist die, die man anfassen, berühren bewegen etc. kann. Kurzum in der Menschen in echt zusammen kommen, Gefühle zeigen und nicht den Ton und die Kamera abschalten, wenn sie Gefühle nicht zeigen wollen. Ich merke, dass ich dabei nicht alleine bin. Wir haben mit unserem Chor 8 Monate via online geprobt. Am letzten Donnerstag wieder 31 Menschen miteinander im Parkhaus. Ich habe nur glückliche Gesichter erkennen können. Das anschließende Nachsingen war dann auch mal wieder voll cool. Kommunikation findet wieder statt. Egal wie doof es ist Epilepsie zu haben. Wenn wir Epileptiker im normalen Leben eingebunden sind, lebt man nahezu ein normales Leben. Die paar Einschränkungen, die man dann noch hat sind zu vernachlässigen. In diesem Sinne kann es weiter gehen. Übrigens: Lebe mit der Epilepsie und mache Frieden mit dir. Nur dann wirst du glücklich sein können und die Momente genießen können.

Die Liebe ist die einzige Leidenschaft, die weder Vergangenheit noch Zukunft duldet.

Honoré de Balzac(1799-1850) franz. Schriftsteller